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Durch Bewegung ins Gedächtnis

Für die Fortbewegung, vor allem über Hindernisse, ist die optische Wahrnehmung sehr hilfreich. Bei einem kleinen Hindernis reicht es aber aus, dieses einige Schritte vorher zu fixieren. Sowohl Menschen als auch Katzen können den Blick vom Hindernis abwenden, während sie drübersteigen, ohne zu stolpern bzw. hängen zu bleiben.

Katze schleicht durch hohes Gras

Die notwendigen Informationen für ein unfallfreies Überwinden stammen aus dem visuellen Kurzzeitgedächtnis. Bei Katzen, die sich ja auf vier Beinen fortbewegen, können Informationen über ein Hindernis deutlich länger gespeichert werden, wenn es schon mit den Vorderbeinen überstiegen wurde, wie die kanadischen Wissenschaftler David A. McVea und Keir G. Pearson herausfanden (Current Biology).

In einer ersten Versuchsreihe platzierten die Forscher einen Futternapf so hinter einem Zaun, dass die Katzen zum Fressen nur mit den Vorderbeinen darüber steigen mussten. Obwohl der Zaun während der etwa zehnminütigen Fresspause in den Boden versenkt wurde, hoben die Katzen nach Abschluss des Mahls auch die Hinterbeine über das nun imaginäre Hindernis – die Informationen wurden während der Pause im Gedächtnis behalten.

Wurde der Futternapf allerdings so dicht hinter dem Zaun platziert, dass die Katzen zum Fressen nur den Kopf darüber heben mussten, hoben sie nach der Fresspause deutlich seltener die Beine über das zwischenzeitlich ebenfalls entfernte Hindernis. Sie hatten es schon nach kurzer Zeit vergessen.

In einer dritten Versuchsreihe wurde den Katzen erst während des Fressens ein kleiner Zaun vor die Vorderbeine gestellt, den sie zwar nicht sehen, wohl aber fühlen konnten. Nach dem Fressen hoben sie anstandslos die Vorderbeine über das nicht gesehene Hindernis und – wurden sie nochmals durch eine Futterpause am Weitergehen gehindert – anschließend auch die Hinterbeine. Daraus schlossen die Wissenschaftler, dass der Sehsinn bei Katzen nicht zwingend für das Überwinden von Hindernissen erforderlich ist, jedoch erste Bewegungen über ein Hindernis für eine längere Speicherung im Kurzzeitgedächtnis und ein problemloses Überwinden entscheidend sind.

Diese Erkenntnisse verdeutlichen die hervorragende Anpassung unserer Katzen an ihre bevorzugte Jagdweise. Während sie sich an eine mögliche Beute anschleichen, wird diese nicht aus den Augen gelassen und die Umgebung höchstens durch schnelle Seitenblicke erfasst. Ein solches Anschleichen wird immer wieder von Pausen unterbrochen, in denen die Katze abrupt und still verharrt, um nicht entdeckt zu werden. Wenn sie jetzt ihre direkte Umgebung vergisst und beim Weitergehen mit den Hinterbeinen gegen ein Hindernis stößt, z.B. einen Zweig, ist die Jagd verloren. Ein gutes Gedächtnis ist eben auch für Katzen sinnvoll.

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