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Katzen und ihre Gemeinschaftsklos

Wie ein Damoklesschwert hängt das Thema Unsauberkeit über dem Katzenhalter, es kann jeden treffen. Besonders gefährdet sind Mehrkatzenhaushalte, denn die Samtpfoten lösen sich nicht gerne in einem Örtchen mit Hinterlassenschaften anderer – oder?

Katze vor Katzenklo

Unsauberkeit ist der häufigste Grund, einen Katzenexperten um Rat zu fragen, und der häufigste Grund, aus dem Katzen abgegeben oder ausgesetzt werden. In den USA, Kanada, aber auch in Europa incl. Deutschland werden sogar viele Katzen aus diesem vermeintlich untherapierbaren Grund eingeschläfert! Dabei fasst man allerdings das Markieren mit Harn (seltener mit Kot), zu kommunikativen Zwecken, zusammen mit der eigentlichen Unsauberkeit, also Absatz von Harn und/oder Kot außerhalb des Klos.

Dabei sind Katzen saubere Tiere! Wenn eine ihre Bächlein oder Häufchen außerhalb des Klos absetzt, hat sie einen triftigen Grund dafür, d.h. entweder sie ist krank oder das Klo ist aus ihrer Sicht unzumutbar. Unsauber ist sie nur aus rein menschlicher Sicht, denn irgendwo muss sie sich ja lösen, auch wenn ihr das dafür vorgesehene Örtchen ungeeignet erscheint. Darum ist man gut beraten, von vornherein das Klo bzw. die Klos samt Management zu optimieren, damit Miez garantiert eines aufsucht, wenn sie muss, statt unerwünschte Plätze, z.B. Badvorleger oder Sofa.

Viele angenehme und unangenehme Klo-Eigenschaften haben wir schon identifiziert incl. Anzahl der "sanitären Einrichtungen" und ihre regelmäßige Reinigung.

Nutzung von Gemeinschaftsklos

Unbekannt ist allerdings, ob Katzen ihre Klos nicht gerne teilen, insbesondere ob sie Ausweichmöglichkeiten aufsuchen, wenn schon ein Mitbewohner sein Geschäft dort hinterlassen hat oder sie selbst, welches (Urin, Kot oder beides) und was sie stört (Geruch oder Anblick).  Dieser Frage haben sich aktuell Jacklyn Ellis und ihre Kollegen gewidmet und ließen Testkatzen zwischen zwei Klos mit unterschiedlichen "Füllungen" wählen. Sie fanden einen offensichtlichen Zusammenhang und einige interessante neue:

  • Alle Katzen gingen lieber in ein sauberes Klo statt in ein benutztes! Dies bestätigt unser bisheriges Wissen, eine wissenschaftliche Bestätigung ist trotzdem gut.
  • Sie weigern sich nicht, ihre Klos zu teilen. Wenn nur benutzte Klos zur Verfügung standen, gingen sie sowohl auf eines mit eigenen Hinterlassenschaften als auch auf eines, das schon von ihrem Mitbewohner benutzt wurde.
  • Der Geruch war ihnen dabei schnuppe, also ob das Klo tatsächlich frische Streu enthielt oder saubere, die nach Katzen-Urin oder -Kot roch – und auch nach sich selbst oder dem Mitbewohner. Das bedeutet weiterhin, dass Kommunikation bei Aufsuchen oder Meiden eines Klos keine Rolle spielt; geruchliche Informationen werden zwar wahrgenommen, ändern aber nicht ihre Entscheidung.
  • Viel wichtiger ist den Katzen der Anblick von Exkrementen, besonders der Anblick von Urin, der offenbar noch abschreckender wirkt als ein Häufchen. Dies fanden die Autoren heraus, indem sie Attrappen in Form von 25 ml Salzlösung bzw. 1-3 Gelatine-Würsten in die Klos gaben. Und je mehr dieser geruchsneutralen Fakes vorhanden waren, desto ungerner wurde dieses Klo aufgesucht.

Hintergründe

Katzen erkennen ihren eigenen Geruch und den ihrer Gruppenmitglieder, sie beschnuppern die Ausscheidungen fremder Katzen länger als die befreundeter und ihre eigenen. Insofern liegt es nahe, dass sie die Ausscheidungen von Gruppenmitgliedern tolerieren, jedenfalls so lange das Klo nicht überquillt. Und bei der Klonutzung, v.a. im Haushalt, ist es weitaus wahrscheinlicher, dass bekannte Katzen dasselbe benutzen, als dass eine fremde sich dort löst.

Wichtig ist, dass alle hier getesteten Katzen kastriert waren. Der Urin intakter Katzen enthält eine größere Menge Pheromone als der kastrierter und riecht daher mit Sicherheit auch "interessanter", weil er mehr Informationen über den Sender hergibt, z.B. Zyklus der Kätzin. Es wäre interessant, ob Katzen ein Klo meiden, das von einem unkastrierten Deckkater oder einer rolligen Kätzin benutzt wurde (weiß das jemand?).

Auch wichtig ist, dass die in dieser Studie zusammenlebenden Katzen eine gute Beziehung zueinander hatten. Dagegen kann der Geruch einer "Angreifer-Katze" durchaus so manche "Opferkatze" abschrecken bzw. vom Klo als Geruchsträger vertreiben. Bei Unsauberkeitsproblemen in Haushalten mit Katzen, die sich nicht vertragen oder zwischen denen es aggressive Auseinandersetzungen gibt, kann mindestens eine der Kontrahenten das Klo aus genau diesem Grund meiden. Eine schlechte Beziehung kann außerdem dazu führen, dass eine der anderen den Zugang zum Klo blockiert, sie nicht dort hinlässt. Dies ist also ein weiteres Argument, ausreichend viele Klos aufzustellen und in Haus oder Wohnung zu verteilen, so dass jede immer Zugang bekommt, wenn sie mal muss.

Die Studie enthielt so manche Einschränkung für die Katzen in Form der besonderen Haltungsbedingungen bei einem Futtermittelhersteller in den USA, die nicht denen in Privathaushalten entsprechen – das hoffe ich jedenfalls:
Die Katzen wurden paarweise in kleinen Räumen von 1,4 x 1,4 x 2,5 m (LBH, mit 2 erhöhten Plattformen) gehalten; sie bekamen täglich für 2-3 Stunden Abwechslung durch Ausgang in ein "Aktivitätsgehege" von 12 x 2 x 2.5 m, zusammen mit weiteren, bekannten Gruppenmitgliedern.
Sie erhielten nur einmal täglich Futter (Wasser stand ihnen ständig zur Verfügung).
Die Klos waren mit 61 x 48.3 x 25.4 cm zwar einigermaßen groß, ohne Haube, waren aber nur 2-3 cm hoch mit Streu befüllt und standen wegen der geringen Raumgröße recht dicht nebeneinander.

Insgesamt gibt diese Studie jedoch einen interessanten Einblick in die Vorlieben und Abneigungen von Hauskatzen gegenüber sauberen, vermeintlich sauberen, vermeintlich benutzten und tatsächlich benutzten Klos. Die Ergebnisse der Studie befürworten die Empfehlung, auf Sauberkeit zu achten, relativieren aber den Hygienedrang so manches Katzenhalters: es muss nicht penibel sauber sein, darf auch nach Katze duften; man sollte also täglich (vielleicht sogar mehrmals) sichtbare Hinterlassenschaften entfernen, muss aber nicht täglich die komplette Streu wechseln.

Quelle:

Ellis, J.J., R.T.S. McGowan & F. Martin (2017): Does previous use affect litter box appeal in multi-cat households? – Behavioural Processes, in press. http://dx.doi.org/10.1016/j.beproc.2017.02.008

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