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Apportieren ist auch bei Katzen ein beliebtes Spiel

Apportieren kennt man von Hunden, bei Katzen ist es weniger bekannt. Eine aktuelle Studie nahm dieses Spiel unter die Lupe und kam zu erstaunlichen Ergebnissen. Letztendlich ist es vorteilhaft, auf die Einladung der Katzen – auch zum Apportieren – zu reagieren. Dann spielt man nicht nur häufiger und länger, sondern trägt auch zu einer harmonischen Beziehung zum Stubentiger bei.

Katze trägt Bällchen aus Alufolie im Maul

Spielen hat auch für Katzen viele Vorteile. Ihnen zuzuschauen ist schon ein entspannender und amüsanter Zeitvertreib. Mit Katzen zu spielen ist noch schöner, denn das verbessert auch die Beziehung und stärkt die Bindung zwischen beiden Parteien.

Spiele mit Objekten

Allgemein unterscheiden sich im Spiel mit Objekten Katzen von Hunden, die dabei häufig einen Sozialpartner, Mensch oder Hund, einbeziehen. Katzen beschäftigen sich dagegen sehr gerne allein mit Spielzeugen, wie auch mit ihrer Beute, die sie in der Regel nicht teilen. Allerdings regt es sie enorm an, wenn das Spielzeug bewegt wird, sei es geworfen, gekullert, gezogen oder geschwungen. Gute Spielzeuge haben die Größe von Mäusen, ihrer bevorzugten Beute, bewegen sich unberechenbar und verstecken sich immer wieder. Diese Merkmale zu kennen, ist das A und O beim Spiel mit unseren Samtpfoten.

Apportieren

Darunter versteht man bei Jagdhunden das Bringen von erlegtem Wild zum Hundeführer. Bekannter ist das Bringen von Spielzeugen, die üblicherweise der Mensch geworfen hat. Viele Hunde sind dabei sehr ausdauernd, einige sogar obsessiv. Das Apportieren bei Katzen wurde bisher kaum untersucht. Üblicherweise wirft der Mensch ein Spielzeug, die Katze beschäftigt sich damit, der Halter hebt es wieder auf, spricht die Katze an und wirft es wieder fort. So sieht es jedenfalls bei mir und meinen Katzen aus. Wir spielen am liebsten Jagen von Spielzeugen, natürlich incl. Belauern, Fangen und Verprügeln. Das Apportieren kenne ich von einigen meiner KundInnen bzw. deren Katzen, aber es sind eher Ausnahmen. Wenn bei ihnen die Katze ein Spielzeug in ihre Nähe bringt, wird sie dafür ausgiebig gelobt und spätestens durch neues Werfen belohnt. Man kann auch das Clickertraining nutzen, um einer Katze dieses Spiel beizubringen.

In der Literatur gab es bisher nur wenige Berichte über apportierende Katzen und es war nicht klar, ob und wie es trainiert wurde. Immerhin fand man schon heraus, dass Siamesen, Abessinier und Himalayans (Perser × Siam) die ausdauerndsten Apportierer unter den Katzen sind. Aber auch Maine Coon, Burma, Bombay, Savannah und Türkisch Van sind für diese Spielart bekannt.

In der Wissenschaft gibt es ausdauernde Debatten darüber, welche Fähigkeiten Tiere haben müssen, um dieses soziale Spiel auch ohne Training zu erlernen. Man geht davon aus, dass nur wenige Tierarten die dafür nötigen kognitiven Fähigkeiten besitzen, d.h. Menschen und die "ausgiebig" domestizierten Hunde.

Die Apportier-Studie

Die WissenschaftlerInnen um Jemma Forman interessierten sich deshalb für die Frage, in welchem Ausmaß auch Katzen dazu in der Lage sind, ohne spezielles Training zu apportieren. Immerhin stimmt nicht jeder zu, dass sie überhaupt "richtig" domestiziert sind (ich schon). Sie starteten eine Umfrage in den sozialen Medien und konnten Daten von 1184 apportierenden Katzen aus allen Kontinenten außer Antarktika auswerten.

Eine überwältigende Mehrheit von 94,4% der Katzenhalter berichteten, dass ihre Katzen Gegenstände apportieren, ohne dass sie es mit ihnen trainiert hatten. Aus den Daten ging allerdings nicht immer eindeutig hervor, ob ursprünglich z.B. der Halter ein Objekt warf, das die Katze zurückbrachte, oder ob er/sie es warf, nachdem die Katze es gebracht hatte. Bei "second-hand-Katzen" ist generell gar nicht klar, wie sie auf das Apportieren gekommen sind. Das wäre eine schöne Fragestellung für weitere Studien.

Die meisten TeilnehmerInnen schilderten das Apportierverhalten von kastrierten Katern (gut 52%) im Vergleich zu ca. 43% kastrierter Kätzinnen. Bei der Frage, ob Katze oder Mensch das Spiel begannen oder beendeten oder wie häufig sie pro Spieleinheit oder pro Monat apportierten, unterschieden sich die Geschlechter nicht. Auch gab es in etwas mehr als 75% der teilnehmenden Haushalte nur eine apportierende Katze oder einen Hund mit diesem Hobby. Nachahmer zeigten sich also eher selten, das soziale Lernen wäre aber eine interessante Frage für eine folgende Studie.

Bei dieser Umfrage wurden nur Halter von apportierenden Katzen angesprochen. Um herauszufinden, wie groß der Anteil an Katzen mit Hobby Apportieren ist, regen die AutorInnen eine Folgestudie mit allen Hauskatzen an.

Was, wann und wie wird apportiert

Unter den bevorzugten "Bringseln" waren nur knapp 40% Spielzeuge und etwa 25% sphärische Objekte wie Bälle aus zerknülltem Papier oder Alufolie, während knapp 10% der Katzen auf Kosmetikprodukte wie Haarbänder oder Q-Tips standen. Andere beliebte Gegenstände waren z.B. Pompoms, Flaschenverschlüsse, Spiralfedern, Stifte oder Heftklammern, Bindedraht, Schnüre, Schuhe oder Handschuhe. Die Vorlieben waren also breit gestreut, zumal einige der Katzen sich auf einen Objekttyp ihrer Wahl spezialisiert hatten, während andere sich nicht so wählerisch zeigten. Leider konnte diese Spezialisierung nicht genau ermittelt werden, da bei der Auswertung der Daten nur ein Gegenstand berücksichtigt werden konnte, die WissenschaftlerInnen wählten im Zweifelsfall den beliebtesten.

Die meisten Katzen starteten das Spiel in einem Alter von unter einem Jahr, etwas seltener tauchte es bei jungen Erwachsenen spontan auf. Das Apportieren fand seltener auf "Geheiß" des Menschen statt, vielmehr forderten die meisten es von ihm/ihr ein und das meistens nur unter bestimmten Bedingungen. Das ist absolut katzentypisch, zumal schon bekannt ist, dass das Spiel mit Katzen länger andauert, wenn sie es beginnen, im Vergleich zur Spielaufforderung des Menschen. Gleiches gilt übrigens für Streichelsessions: sie dauern länger, wenn die Katze ihr Bedürfnis äußert, als wenn ihr menschlicher Sozialpartner sie startet. Interessant ist das Ergebnis, dass Katzen häufiger Apportierspiele initiierten, wenn der Mensch dessen Ende bestimmte. Das kann daran liegen, dass sie sich länger zu diesem Spiel anstacheln lassen als sie es eigentlich wollen und dann "übersättigt" sind.

Diese Ergebnisse bestätigen das schon bekannte Bedürfnis von Katzen, ihre Beschäftigung selbst zu kontrollieren!

Unsere Hauskatzen haben sich schon stark an das Zusammenleben mit Menschen angepasst. Sie sind aktiv, wenn "ihre" Menschen aktiv sind, und schlafen, wenn sie schlafen – weitgehend, denn in ihnen schlummert noch immer die einzelgängerische Vorfahrin, die ihre Aktivität nicht an Gruppenmitglieder anpassen muss wie Hunde oder Pferde.

Der Ursprung des Apportierens kann bei der elterlichen Versorgung des Nachwuchses liegen, d.h. den Jungen erste Beutetiere zu bringen, was bei Kätzinnen absolut üblich ist. Parallelen zwischen Kitten und Mensch, die beide von Katzen mit "gutem" Essen versorgt werden, tauchen immer wieder auf, wenn es um erbeutete Mäuse als "Geschenke" für die menschliche Bezugsperson geht. Dazu passt nur das Ergebnis nicht, dass die meisten Apportierer in dieser Studie männlich waren. Hat die Katze dann das Bringen beliebter Gegenstände mit der Möglichkeit, es noch einmal zu fangen, verknüpft, entsteht ein lustiges Apportierspiel.

Quelle:

Forman, J., E. Renner & D.A. Leavens (2023): Fetching felines: a survey of cat owners on the diversity of cat (Felis catus) fetching behaviour. – Scientific Reports, 13: 20456. https://doi.org/10.1038/s41598-023-47409-w

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